
Rückblick 2023
Zum Jahreswechsel wird man immer ein bisschen nachdenklich – was ist letztes Jahr passiert, hat sich das Jahr so entwickelt, wie man es erwartet hat, hat man überhaupt etwas erwartet vom Jahr oder sich überraschen lassen?
Wir als #teamreck sind in das Jahr 2023 gestartet mit der Corona Zeit im Rücken und der Hoffnung – oder besser Gewissheit – diese gut überstanden zu haben.
Wir waren uns sicher, dass keine Schließungen mehr kommen werden und auch Einschränkungen, wenn es sie gegeben hätte, weniger einschneidend ausgefallen wären.
Ich glaube, die Einschränkungen 2020 und 2021 und die Resonanz auf die Wiedereröffnung der Gastronomie haben gezeigt, wie wichtig wir sind und dass die Schließung einer kompletten Branche ohne Grundlage im Nachhinein betrachtet nicht sinnvoll war. Aber hinterher ist man ja immer klüger.
Eigentlich hatten wir uns auf ein „normales“ Jahr gefreut. Eher ruhiges Wintergeschäft, dann bisschen Urlaub zu Fasching und danach möglichst schnell Vollgas in die Biergartensaison.
Wie so oft kam erstens anders und zweitens als man denkt.
Nach den Coronajahren hat sich mein 11. Jahr in der Selbstständigkeit überraschend wieder als sehr spannend dargestellt.
Im Februar habe ich mir beim Skifahren den Arm gebrochen. Eigentlich nicht weiter wild, die erste Prognose war: ein paar Wochen Unterarm Gips, einfacher Bruch, alles easy.
Ich bin vorher noch nie länger als einen Tag ausgefallen. Ich hab zwar schon jahrelang daran gearbeitet, mich selbst ersetzbar zu machen, aber da der Betrieb sich so schnell verändert hat, bin ich meinem Ziel immer hinterhergelaufen.
2022 hatte ich es aber zum Glück teilweise geschafft, die Organisation vor allem im Büro und bei der Serviceleitung abzugeben. Somit waren die Strukturen, dass ich ersetzbar bin in den Anfangszügen vorhanden durch meine beiden wertvollen Mitarbeiterinnen Carmen und Babs.
Wir sind also relativ entspannt in diese Situation gegangen, auch wenn natürlich die Aufregung dabei war, weil wir diese Lage so nicht kannten.
Und: zu diesem Zeitpunkt waren wir noch der Meinung, ich könnte ja die meiste Zeit wenigstens vor Ort sein, wenn auch nicht richtig zupacken.
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht erwartet hatten: Die Verletzungen stellten sich als komplizierter dar als auf den ersten Blick angenommen. In den ersten Wochen konnte ich aufgrund von zwei Operationen kaum im Betrieb sein und es mussten viele Abläufe umgestellt werden, an viele Kleinigkeiten gedacht werden, die sonst schnell nebenbei passieren.
In den ersten Wochen hatten wir sogar einen Raum geschlossen, um unseren gewohnten Service bieten zu können, bis sich das Team neu sortiert hatte.
Schon an Ostern stand ich aber wieder in der Küche. Der frisch operierte Arm war auf einer hochkant stehenden Küchenrolle geparkt oder wurde von der gesunden Hand festgehalten. Und auch das hatte im Februar niemand erwartet oder prognostiziert: Ich hatte zwar „nur“ einen Gipsarm, konnte aber die Hand und den Arm monatelang nicht im geringsten benutzen.
Mit der Zeit habe ich Übung bekommen beim Kochen ohne Töpfe heben, Flaschen oder Tetra Paks öffnen, mich zu organisieren, ohne irgendetwas schneiden zu können.
Unterm Service Desserts anrichten, jeden Teller einzeln tragen, das hat wahnsinnig viel Zeit und Geduld gekostet. Türklinken und Schlüssel erwiesen sich als Problem.
Im Büro einhändig tippen und nicht mal selbst lochen können. Wahnsinn …
Das alles war sehr gewöhnungsbedürftig für jemanden wie mich, der immer auf 120 % läuft, plötzlich eingeschränkt zu sein und Aufgaben abgeben zu müssen.
Und dann: hat es geklappt. Es hat mich wahnsinnig stolz gemacht zu sehen, wie der Betrieb läuft, auch wenn ich nur einarmig zu Gange bin. Wie sich Dinge fügen, wie alle zusammen halten und sich unterstützen. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich und von den positiven Nachwirkungen, nämlich dass ich jetzt auch mal ersetzbar bin, profitiere ich enorm.
Nach endlosen vier Monaten und 8 verschiedenen Gipsformen habe ich im Juni wieder Wind und Wasser auf der Haut gespürt. Die Hand war steif und kraftlos und es hat weitere 4 Monate gedauert, bis sie wieder ansatzweise das gemacht hat, was sie soll.
Auch heute noch habe ich Schwierigkeiten und übe fleißig weiter bei der Physio, um irgendwann auch wieder Pfannen heben oder Flaschen aufmachen zu können.
Wir haben dann einen Wahnsinnssommer erlebt mit vielen Wochen Sonnenschein.
In dieser Zeit ist auch unser erstes Image Video entstanden, mit dem wir glaube ich ganz gut darstellen, wer wir sind.
Nach dem Urlaub im August ging es mit der gleichen starken Belegung weiter wie im Sommer. Wir spüren, dass die Reservierungsvorläufe länger werden. Wie schon 2022 hier im Blog mal angesprochen, ist das eine Folge der Verknappung des Angebots.
Unsere Branche kämpft enorm mit Mitarbeitermangel.
Die Gastronomien, die es noch gibt, haben fast alle Öffnungszeiten verknappt, um diesem Problem Herr zu werden. Eine Verknappung des Angebots heißt natürlich, dass Kapazitäten fehlen. Das spüren wir gerade enorm, gerade an Feiertagen sind wir oft Wochen im Voraus ausgebucht.
Viele Gastronomen fangen die Arbeitsbelastung selbst ab und das wird in Kürze auch zum Problem, wenn die Köpfe der Betriebe ausgelaugt sind.
Wir haben personaltechnisch gesehen, auch Bedarf, gerade in der Küche ist es schwer, überhaupt jemanden zu finden, geschweige denn jemanden mit Ausbildung.
Aber im Großen und Ganzen können wir stolz auf ein funktionierendes Team blicken.
Das liegt unter anderem auch an den verlässlichen Dienstplänen, weil wir immer genug Mitarbeiter einplanen können, um Krankheitsfälle auszugleichen und an der fairen Bezahlung.
Das kostet natürlich Geld und diese Kosten müssen vom Gast bezahlt werden. Darum sind wir nicht billig – aber überzeugt, dass der Gast für sein hart verdientes Geld bei uns auch guten Service geboten bekommt.
Was wir auch spüren, ist, dass die Anspruchshaltung höher wird. Der Gast geht nicht mehr aus, um satt zu werden, sondern möchte auf allen Ebenen ein tolles Erlebnis.
Manchmal hat das auch die Nebenwirkung, dass der Ton rauer wird. Die „jetzt komme ich“ Mentalität wächst und gerade die Mitarbeiter im Service brauchen oft ein dickes Fell.
Wir lieben, was wir tun und achten darauf, auch unsere jungen unerfahrenen Mitarbeiter mit Schulungen und Trainings fit zu machen für den Gegenwind, den manche – zum Glück wenige – Gäste mitbringen. Es ist uns ein Anliegen, dass die sehr netten Gäste, die ja den Großteil ausmachen, nichts davon mitbekommen, wenn wir uns über jemand anderen geärgert haben.
Was vielleicht auch mit der gestiegenen Anspruchshaltung zu tun hat, ist der Zuwachs an.
No Shows, das heißt reservierte Tische werden ohne Absage nicht in Anspruch genommen.
Das ist im Moment nur ärgerlich, könnte aber in Zukunft durchaus zu einem wirtschaftlichen Problem werden.
Ich wage vorauszusagen, dass in unserer Branche gerade für die stark frequentierten Tage eine Vorauszahlung oder eine No Show Rechnung im Nachhinein üblich werden, und zwar nicht nur in der Sternegastronomie, wo das ja heute schon der Fall ist, sondern auch im „normalen“ Gasthaus.
Auf 2024 blicken wir also wieder gespannt. Auch wenn ich vor noch nicht allzu langer Zeit immer gesagt habe „Ich baue hier nichts mehr um“ reifen doch schon wieder ein paar Pläne. Auch organisatorisch könnten wir wieder mal ein paar neue Features einführen.
Aber ihr könnt Euch sicher sein: an. Erster Stelle steht ihr. Der Mittelpunkt unseres Handelns. Und trotz aller Schwierigkeiten sind wir uns sicher, wir dürfen in der schönsten Branche der Welt arbeiten.
Bleibt uns treu, wir freuen uns auf Euch!
Danke fürs Lesen.
Doris Reck-Hartmann