Doris Reck-Hartmann bei Vorbereitungen in der Küche

Herbst 2022

12. November 2022

„Tut mir leid, wir sind ausgebucht.“

Wir müssen uns in den letzten Monaten oft rechtfertigen, warum wir ausgebucht sind. Und dass man uns telefonisch ja NIE erreichen könne, wir „hätten das wohl nicht mehr nötig“.

„Das kann doch nicht sein“, „wegen Reichtum geschlossen haha“ oder ein sarkastisches „ja klar“ sind an der Tagesordnung.

Wenn das Telefon klingelt, kann man sich prinzipiell erst mal auf angemault werden einstellen. Oder halt einfach nicht mehr rangehen, an solchen Tagen ist eh keine Zeit zum Telefonieren. Der Anrufbeantworter kann diesen Spruch auch erzählen und Reservierungen für die kommenden Tage sowie Abholessen funktionieren ja auch wunderbar über die online Systeme.

Vielleicht wundert sich der ein oder andere, warum dann trotzdem noch Tische oder sogar ganze Bereiche leer bleiben, aber zu jedem Platz und damit auch Gast muss eben auch die Arbeitskraft vorhanden sein, um diesen ordentlich zu bedienen. Andernfalls folgt die Antwort postwendend per Bewertung im Internet.

Ich kann schon erklären warum das so ist, hier das Rezept (übrigens im Sommer 2020 im Blog schon mal so ähnlich vorher gesagt)

Als Ergebnis hat man zwar ein paar übrig gebliebene, gesunde Betriebe, die aber allesamt Ihre Kapazitäten nicht ausschöpfen können, weil sie zu wenig Mitarbeiter haben. Also werden Ruhetage ausgeweitet, Schließzeiten verlängert und freie Plätze nicht besetzt.

Und – schwuppdiwupp – ist die Nachfrage größer als das Angebot.

Gerade die Zeiten, in denen der Mensch gern essen geht und feiert, sind übrigens auch die Zeiten, in denen kaum jemand gern arbeitet. Damit meine ich die Abende, die Wochenenden, die Nächte. Und da die Mitarbeiter unser heiligstes Gut sind und wir Wunscharbeitszeiten bieten müssen, um unsere Leute zu halten, werden wir in Zukunft diese Zeiten nicht mehr wie bisher abdecken können.

Wir können nicht mehr als arbeiten. Qualität vor Quantität. Und voll ist voll, ist im Kino nicht anders.

Liebe Gäste, kümmert Euch um Eure „Eintrittskarte“, sprich Reservierung, genau so frühzeitig wie für andere Events. Wir wissen, das ist nervig und es geht Spontanität verloren. Wir empfangen jeden einzelnen sehr, sehr gern, aber wenns nicht klappt – bitte mault uns nicht an. Wir tun, was wir können, wir arbeiten gern und verdienen unseren Lebensunterhalt, indem wir Euch empfangen. Aber sicherlich schicken wir niemanden weg, weil wir das „nicht mehr nötig“ haben. Und wenn Ihr seht, dass alle rennen und sich Mühe geben und es vielleicht nicht ganz so rund läuft wie sonst: habt ein bisschen Verständnis, wahrscheinlich gab es krankheitsbedingte Ausfälle, die nicht mehr aufgefangen werden konnten.

Ich wage noch eine Vorhersage für 2025:

Die Tischreservierung mit Anzahlung per Kreditkarte wird – wie heute bei Mehrsternern schon normal – auch in der „normalen“ Gastronomie nichts Ungewöhnliches mehr sein.

Die Preise in der Gastronomie werden noch um mindestens 30 Prozent steigen, da wir Mitarbeiter nur über sehr hohe Löhne generieren und halten werden können.

Und vielleicht kommt es wirklich noch so weit, dass die Systemgastronomien, z. B. in den großen Möbelhäusern eure Familienfeiern durchführen, weils für die Wochenenden nicht genügend Gastronomiebetriebe und Caterer mehr gibt.

Danke fürs Lesen.

Doris Reck-Hartmann

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