Doris Reck-Hartmann bei Vorbereitungen in der Küche

Sommer 2021 – Gastronomie nach dem Lockdown

15. August 2021

Sechseinhalb Monate geschlossen – von November 2020 bis Mitte Mai 2021 – und nun?

Ende Oktober hat die Regierung den „Lockdown Light“ beschlossen. Ohne jede Grundlage in Bezug auf Hygienekonzepte oder Ansteckungsgefahr wurden ganze Branchen ausgeknipst. Was zuerst für 4 Wochen angesetzt war, hat am Ende mehr als ein halbes Jahr gedauert.

Wir haben Woche für Woche auf ein Zeichen gewartet, haben Woche für Woche ein bisschen mehr Mut verloren und uns irgendwann ertappt, schon gar nicht mehr an eine Öffnung zu glauben.

Die wichtigen Umsatzbringer Weihnachtszeit, Jahreswechsel, Ostern etc sind verstrichen und für die Gastronomie unwiederbringlich verloren.

Vollmundig angekündigte Hilfen sind durchaus geflossen. Im November und Dezember die völlig aus der Luft gegriffene umsatzbasierte Gieskannenhilfe, später dann die detailliertere und auch sehr viel sparsamere Überbrückungshilfe 3.

Viele Betriebe haben inzwischen den Kampf aufgegeben, konnten die Hilfen nicht beantragen oder haben aus verschiedenen Gründen nichts bekommen. Wer sich auf die Überbrückungshilfe 3 verlassen hat musste schnell feststellen, dass die zum Erhalt des Betriebes bei weitem nicht ausreicht.
Bei manchen kamen persönliche Gründe wie das Alter, Investitionsstau und fehlender Nachwuchs hinzu, bei anderen hat der Personalmangel das Zünglein an der Waage ausgemacht.

Nach zwei Monaten Öffnung unter Corona Auflagen können wir folgendes, nicht besonders überraschendes Fazit ziehen:

Ohne Außenbereich oder bei schlechtem Wetter lässt sich unter Einhaltung der Regeln kaum wirtschaftlich arbeiten. Viele Menschen sind auch trotz Abstand und Lüftung noch nicht bereit, die Innengastronomie zu nutzen und so bleiben wir auf vielen Reservierungen sitzen, weil spontan entschieden wird „Wir sind zwar doppelt geimpft, aber drinnen wollen wir dann doch noch nicht sitzen“ – unter Umständen können diese Plätze dann nach erfolgten Absagen an andere Gäste auch nicht mehr belegt werden.

Das Arbeiten mit Maske über viele Stunden hinweg sogar im Außenbereich bringt die Mitarbeiter an Ihre Grenzen.

Das Warten auf die Impfung ohne Priorisierung trotz unserer vielen Gästekontakte zermürbt und hat uns wie schon der Lockdown Light unseren Stellenwert in der Gesellschaft verdeutlicht.

Die Kontaktverfolgung – sofern man Sie als Gastgeber verantwortungsvoll durchführt und nicht komplett der Selbstverantwortung des Gastes überlässt – bindet wahnsinnig viel Arbeitskraft, die an anderer Stelle fehlt und natürlich bezahlt werden muss.

Die Betriebe, die jetzt wieder offen haben:

Corona Regeln werden von verantwortungsbewussten Betrieben eingehalten, aber nicht erfunden, um den Gast zu ärgern. Das enorme Anspruchsdenken gepaart mit Verweigerung gegenüber den uns auferlegten Corona Bestimmungen steht an der Tagesordnung und so manche Diskussion ist unnötig und raubt Gastgebern und Mitarbeitern die Lust an der schönsten Branche der Welt.

Wir sind gern weiter für Euch da und hoffen auf einen „normalen“ Herbst und Winter. Es bleibt spannend.

Doris Reck-Hartmann

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